Mode im Mittelalter. Gastprofessorin Merkel im ORF-Radio


Frau Dr. phil. habil Kerstin Merkel von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt hatte im Wintersemester 2009 eine Gender-Gastprofessur an unserem Institut. In diesem Rahmen hielt sie eine Vorlesung zur Sprache der Kleidung und der Mode im Mittelalter: „Mode ist eine Form der nonverbalen Kommunikation, die im Mittelalter erstmals ein sehr breit ausdifferenziertes Vokabular entwickelte. Dabei ging es weniger als heute um die Inszenierung des Individuums in seiner Einzigartigkeit, sondern vielmehr um die Einordnung in eine bestimmte Gruppe und gleichzeitig die Abgrenzung von anderen. Das Vokabular der Kleidung ist als Ergänzung zur Stilanalyse eine solide Hilfe beim Datieren und Einordnen von Kunstwerken und somit ein wertvolles Instrument im Rahmen der Realienkunde. Die Kommunikation über Kleidung half der Gesellschaft, das Individuum sofort einzuordnen. Auch die Nationalität war durch Kleidung ersichtlich, wobei die Internationalisierung zu spannenden modischen Grenzüberschreitungen führte.“
Die Kunde von dieser Vorlesung drang bis zum ORF vor, weshalb Frau Prof. Merkel im Rahmen eines „Salzburger Nachstudios“ über die Entwicklung der Mode von der Steinzeit bis zur Gegenwart zu ihrem Schwerpunktthema befragt wurde. Die Sendung unter dem Titel „Von Tierhäuten zu High Heels. Ein Streifzug durch die Geschichte der Bekleidung“ wurde am 28. April 2010 um 21 Uhr in OE 1 ausgestrahlt.
Die Wiener Vorlesung verband sozusagen die beiden Forschungsschwerpunkte
von Kerstin Merkel. Ausgehend von ihrer 1990 publizierten Mainzer Dissertation über die Ikonographie der Salome widmete sich die Kunsthistorikerin nämlich einerseits weiblichen Rollenbildern wie der hl. Margarethe, Diana und Callisto, aber auch fürstlichen Dilettantinnen und Konkubinen. Den zweiten Interessenschwerpunkt bildet der soziale und religiöse Kontext der Kunstproduktion im Spätmittelalter. So beschäftigte sich Frau Merkel mehrfach mit dem Kurfürsten Albrecht von Brandenburg, vor allem in der 2004 veröffentlichten Habilitation „Jenseits-Sicherung. Kardinal Albrecht von Brandenburg und seine Grabdenkmäler“.
Friedrich Polleroß   Foto: UNIDAM