Auszeichnungen für Dissertation von Stefan Körner & Dokumentarfilm von Johannes Holzhausen

Während in Deutschland alle Dissertationen veröffentlicht werden müssen, kommt es in Österreich nur vereinzelt zur Produktion entsprechender monographischer Bücher. Ein besonders schönes Exemplar einer Dissertation wurde am 26. Februar in prunkvollem Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert, nämlich im Palais Esterházy. Es handelte sich um die Druckversion der Dissertation von Stefan Körner über Fürst Nikolaus II. Esterházy, die im Vorjahr im Böhlau-Verlag erschienen ist. Auch Nikolaus II. wurde 1765 in diesem Wiener Wohnsitz der Familie geboren.
Die erste umfassende Biografie dieses schillernden und manischen Sammlers veranschaulicht die Bandbreite seiner Aktivitäten in Kunst, Politik und Privatleben. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umwälzungen glaubte Nikolaus II. vergebens an die Unveränderlichkeit fürstlicher Repräsentation und endete daher im finanziellen Ruin.  Doch das Wirken des von den Zeitgenossen als  Il Magnifico bezeichneten Aristokraten, seine Kunstsammlungen, der Musenhof und die Eisenstädter Kulturlandschaft mit den idealistischen Museumsprojekten gingen in die Geschichte ein.
Der aus Potsdam stammende Autor war 2001 zum Studium der Kunstgeschichte bei Prof. Hellmut Lorenz nach Wien übersiedelt und hat nach seiner Diplomarbeit über die Liechtensteinischen Gartenanlagen in Eisgrub/Lednice und Feldsberg/Valtice und einer Tätigkeit im Liechtensteinmuseum ab 2004 die Sammlungen der Fürsten Esterházy in Forchtenstein wissenschafltich bearbeitet und in einer zeitgemäßen Neuaufstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In dieser Funktion hat er die TeilnehmerInnen unseres Institutsausfluges 2011 durch Forchtenstein und Schloss in Eisenstadt geführt. Parallel zu seiner museologischen Tätigkeit hat er bei Prof. Dr. Inge Schemper-Sparholz von 2009 bis 2011 seine Dissertation geschrieben. Seit 2012 arbeitet Dr. Körner im Berliner Auktionshaus Villa Grisebach.
Der Juniorchef des Verlages, Mag. Johannes Rauch, zeigte sich stolz über ein traditionelles Buch in hoher Qualität, dessen haptische Qualität von keinem Bildschirm entsprechend wiedergegeben werden könne. Zurecht sei die Publikation nicht nur für den österreichischen Staatspreis der schönsten Bücher und den Opus-Premium-Förderpreis der Volkswagenstiftung nominiert, sondern auch mit dem Fred-Sinowatz-Wissenschaftspreis des Landes Burgenland ausgezeichnet worden.
Erbprinz Paul Anton Esterházy bedankte sich beim Autor, weil ihm dieser mit dem Buch seinen Ururururgroßvater näher gebracht habe. In einem Gespräch zwischen der Kurier-Journalistin Maria Gurmann und dem Autor wurde auf einige Schwerpunkte dieser Biographie eines „manischen Sammlers“ hingewiesen. Neben Vertretern des ehemaligen Adels wie Dr. Michael Salvator Habsburg-Lothringen und dem ungarischen Botschafter hatten sich auch zahlreiche Vertreter Wiener Museen und Auktionshäuser, aber auch Professoren und Absolventinnen unseres Institutes eingefunden, z. B. die Emeriti Hellmut Lorenz und Richard Bösel sowie Univ.-Prof. Dr. Sebastian Schütze und Studienprogrammleiterin Dr. Elisabeth Goldarbeiter.     

Einer der Gäste, Johannes Holzhausen, wurde ebenfalls vor kurzem ausgezeichnet. Er begann 1981 das Studium der Kunstgeschichte an unserem Institut und organisierte 1985/86 gemeinsam mit anderen die Vortragsreihe „art and concepts of art", zu der namhafte internationale Kunsttheoretiker und -historiker eingeladen wurden. Während des Studiums war er auch an diversen Kunstprojekten beteiligt, wechselte jedoch dann an die Wiener Filmakademie, wo er von 1987 bis 1995 studierte. Im Unterschied zu seinem etwas älteren, Kunstgeschichte und Filmkunst verbindenden Kollegen Michael Kreihsl, der bereits mehrere Filme mit kunsthistorischer Thematik gestaltet hat, sowie anders als unser Absolvent Mag. Hanns-Paul Ties, der kunsthistorische Dokumentarfilme wissenschaftlich betreut, beschäftigte sich Holzhausen zunächst fünf Jahre mit seinem abendfüllenden Dokumentarfilm "Auf allen Meeren" über einen sowjetischen Flugzeugträger, der im Forum der Berlinale seine internationale Premiere feierte. Seine Filme liefen auf allen bedeutenden Dokumentarfilmfestivals in Europa und wurden von Canal+, WDR, ORF, ARTE, DSF, ZDF, BR angekauft oder coproduziert.
Zuletzt kehrte der Filmemacher jedoch sozusagen zur Kunstgeschichte zurück und hat nicht nur mehrere didaktische Filme über die Automaten der Kunstkammer gedreht, sondern einen künstlerischen Dokumentarfilm über das Kunsthistorische Museum insgesamt. Dieser Film „Das große Museum“ wurde anlässlich seiner Premiere bei den Berliner Filmfestspielen mit dem Caligari-Preis ausgezeichnet. Die Österreichpremiere findet am 18. März 2014 bei der Diagonale in Graz statt.

Friedrich Polleroß   Fotos: APA/Hautzinger, Eva Grohs, Johannes Holzhausen,  Friedrich Polleroß