Buchpräsentation Giottus Pictor

Über 130 Gäste aus Kultur und Politik waren am 16. Dezember 2004 der Einladung des Institus für Kunstgeschichte, der Kunsthistorischen Gesellschaft und des Böhlau-Verlages zur Präsentation des Buches Giottus Pictor. Band 1: Giottos Leben von Michael Viktor Schwarz und Pia Theis gefolgt.
In seinem Grußwort hob Dekan Univ.-Prof. Dr. Alfred Kohler hervor, daß er sich als Historiker natürlich besonders über Archivstudien von Kunsthistorikern freue. Er lobte die mit dieser Buchpräsentation zum Ausdruck kommenden wissenschaftlichen Aktivitäten des Instituts für Kunstgeschichte und zeigte sich vom grossen Interesse beeindruckt.

Im Namen des Böhlau-Verlages begrüßte Frau Dr. Eva Reinhold-Weisz die Gäste und freute sich über die gute Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunstgeschichte, die auch in naher Zukunft wieder einige Bücher hervorbringen wird.

Univ.- Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz befasste sich in seinem Vortrag „Neues zur Arena-Kapelle“ mit den Kontexten des Baus und seiner Ausstattung im sozialen und geistlichen Leben des mittelalterlichen Padua: Stadtheilige war Maria. An jedem 25. März, d.h. zu Mariae Verkündigung, gab es eine Prozession aus der Stadt in die Arena, und dort wurde ein Verkündigungsspiel aufgeführt. Anschließend konnte das Publikum in der von Giotto ausgemalten Kapelle seiner Sünden ledig werden. Im Rahmen des Weltgerichtsbildes tritt dort die „Maria von der Barmherzigkeit“ auf, an die nicht nur der Stifter der Kapelle seine Jenseitshoffnung knüpfte, sondern die für alle Paduaner als Fürbitterin zur Verfügung stand. Entsprechend machte die von Giotto erfundene mediale Gestalt dieser Muttergottes Eindruck in der Stadt: Eine von Giusto de’ Menabuoi gemalte Variante findet sich am Grab der Francesca Buzzacarini im Baptisterium der Kathedrale. Auch das zeigt, wie gut die Kapelle in die Sakraltopographie Paduas eingebunden war.

Mitherausgeberin Mag. Dr. Pia Theis berichtete über den Fund von rund 100 neuen Quellen in den Staatsarchiven von Florenz und Mantua. Aus ihnen ergibt sich das Bild eines Mannes, der nicht nur ein prominenter Künstler war, sondern auch ein Kapitalist und Spekulant von kleinem bis mittlerem Zuschnitt. Giotto di Bondone, vermutlich 1267 geboren, war Sohn eines Florentiner Schmiedes,
hatte einen Bruder und sieben Kinder.

Die Buchpräsentation wurde musikalisch umrahmt von Eberhard Kummer. Der Musiker sang an Schoßharfe und Drehleier Giottos Canzone gegen die Armut, eine Anekdote aus Franco Sacchettis Trecentonovelle und die Geschichte von Messer Forese da Rabatta und Giotto aus Boccaccios Decamerone nach mittelalterlichen Melodien.

Friedrich Polleroß/ Fotos: © Gudrun Vogler

 

Michael Viktor Schwarz/ Pia Theis: Giottus Pictor 2004


Michael Viktor Schwarz, Pia Theis
Giottus Pictor. Band 1: Giottos Leben.
Wien, Böhlau-Verlag
412 Seiten, 49.90 Euro

Giotto gilt als der Künstler, welcher um 1300 der Malerei jene neue Richtung gab, die in die Neuzeit führen sollte. Darüber war man sich in Italien schon bald nach seinem Tod 1337 einig. Entsprechend ist sein Leben von Legenden umrankt. So wird seit dem 15. Jahrhundert erzählt, er sei als das Kind armer Eltern auf dem Land aufgewachsen, wo er sich beim Schafehüten das Zeichnen nach der Natur selbst beibrachte. Angeblich war das der Augenblick, in dem das Naturstudium in der abendländischen Kunst erfunden wurde. Eine andere Auffassung, die aus dem 19. Jahrhundert datiert, ist, daß er als eine Art später Jünger des heiligen Franziskus eine neuartige Liebe zu den sichtbaren Naturerscheinungen entwickelt habe und aus dieser Haltung heraus die neue naturnahe Kunst der Renaissance erfand.

Bestellungen: Böhlau-Verlag