Book on Demand. Diplomarbeit von Liselotte Schwab publiziert


Im Unterschied zu Deutschland müssen Dissertationen in Österreich nicht gedruckt werden. Noch seltener als die Publikation einer Dissertation ist daher die Drucklegung einer Magisterarbeit. Eine solche Ausnahme kann hier vorgestellt werden, nämlich die wissenschaftliche Abschlussarbeit von Frau Mag. Liselotte Schwab. Die von Univ.-Prof. Dr. Lioba Theis betreute und 2009 abgeschlossene Untersuchung ist der Memorial-Kapelle der Kaiserin Elisabeth von Österreich gewidmet.
Die Kapelle befindet in der Kaiser-Franz-Josef-Jubiläumskirche zum Heiligen Franz von Assisi am Mexikoplatz im 2. Bezirk in Wien und ist ein späthistoristischer Rückgriff auf Byzanz mit Jugendstil-Einschlag. Trotz allgemeiner Sisi-Verehrung wurde der intime Raum aufgrund seiner Lage in der riesigen, spärlich ausgestatteten Jubiläumskirche bisher kaum wahrgenommen und gewürdigt.
Die Jubiläumskirche entstand ab 1898 anlässlich des 50- jährigen Regierungsjubläums des Kaisers und wurde aufgrund eines Wettbewerbes von Victor Lunz errichtet. Nach dessen Tod übernahm August Kirstein 1903 die Bauleitung. Schon an der Westseite des Gotteshauses verweist ein Relief, welches die Kaiserin vor ihrer Namenspatronin, der Heiligen Elisabeth von Thüringen, zeigt auf die zweite Funktion des Gotteshauses, nämlich die Erinnerung an die ebenfalls 1898 ermordete Kaiserin Elisabeth. Durch separate Sammlungen des Roten Kreuzes für seine erste Protektorin war eine außerordentlich prunkvolle Ausstattung und eine rasche Fertigstellung eines eigenen Kapellenraumes innerhalb der Kirche ermöglicht worden.
Der mit Goldgrund-Mosaiken, Wandverkleidungen aus Marmor, exklusiven Leuchten und Einrichtungsgegenständen ausgestattete Sakralraum ist wie frühchristliche Baptisterien als Oktogon ausgeführt und bildet das linke, westliche Seitenschiff der Kirche mit eigenem Chorumgang, vom Hauptschiff durch fünf Stufen und ein Gittertor getrennt. Eine zentral mit dem Medaillon der Heiligen Elisabeth als Fürbitterin der Kaiserin geschmückte begehbare Empore ruht auf sechs Pfeilerarkaden des Erdgeschoßes und wird von einer Kuppel mit Goldgrund-Mosaiken baldachinartig überspannt. Die Mitte ziert ein Gemmen-Kreuz, umringt von den Symbolen der vier Evangelisten und sechs stilisierten Engeln, die mit ihren Siegeskränzen eben diesem Kreuz Gottes huldigen. Inschriften in der Kuppel, über dem Altartabernakel und auf den Brüstungen der Empore weisen den erst 2006/07 renovierten Sakralbau als Memorialkapelle für Kaiserin Elisabeth aus.
Die Autorin, die sich nach der Tätigkeit in der Textilindustrie und der Großjährigkeit ihrer beiden Söhne im Jahre 2000 dem Studium der Kunstgeschichte gewidmet hat, verfolgt die Symbolik der Ausstattung bis zu den Ursprüngen christlicher Kunst zurück und belegt die Absicht des Kaiserhauses, sich damit in die fromme Tradition der habsburgischen Ahnen einzugliedern. Als direktes Vorbild für den Bau diente die Pfalzkapelle von Karl dem Großen in Aachen. Eine alphabe- tische Zusammenstellung von ausführenden Künstlern, Insti- tutionen und Personen im Anhang des Werkes gibt Aus- kunft über das Umfeld, die Zusammenhänge und Hintergründe der Entstehung dieses einzigartigen Bauwerkes in Wien um 1900.
Das Buch mit 192 Seiten und 180 Abbildungen ist bei einem Verlag für „Books on demand“ erschienen und kostet 39,50 Euro. Bestellungen sind auch per Internet möglich und werden innerhalb von 48 Stunden geliefert:
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Friedrich Polleroß   Fotos: René Steyer, Liselotte Schwab