Partnerlook und lebende Tote. Internationaler Workshop zu „Interaktion in Wort und Bild“ im Mittelalter

Am 15. Juni 2007 fand im Seminarraum des Institutes für Kunstgeschichte ein von Michael Grünbart vom Institut für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien organisierter internationaler Workshop unter dem Titel „Interaktion in Wort und Bild – Personale Beziehungen in mittelalterlichen Quellen / Interaction in Word and Image – Personal Relations in Medieval Sources“ statt. Es war die fünfte Veranstaltung im Rahmen des von der British Academy unterstützten Projektes „Medieval Friendship Networks“.
Frau Univ.-Prof. Marianne Klemun, Vizedekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät eröffnete die Tagung und begrüßte besonders Frau Prof. Margaret Mullett (Queen's University Belfast), die im kommenden Studienjahr die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur als Auszeichnung finanzierte Professur zur Genderforschung an der Universität Wien übernehmen wird.
Ziel der Tagung war es, anhand von bildlichen und textlichen Quellen der Frage nachzugehen, wie Beziehungen zwischen Personen dargestellt werden. Dabei kam es zu einem regen Austausch zwischen den einzelnen mediävistischen Disziplinen. Die Ergebnisse sollen in einem Tagungsband publiziert werden.
Nach der Einleitung von Margaret Mullett, referierte Sita Steckel (SFB-Projekt "Visualität der Diplomatie im europäischen Spätmittelalter" Münster) über „Nomen paternum et magistrale. Theorien und Praktiken der Bindung zwischen Lehrer und Schüler im Karolingerreich des 9. Jahrhunderts“ vor allem am Beispiel bekannter Gelehrter wie Alkuin, Hrabanus Maurus und Lupus von Ferrières. Günter Prinzing (Mainz) widmete sich unter dem Titel „Digenis, der Kaiser und der Löwe“ einer in der Digenisliteratur übersehenen Quelle zur Löwenjagd Romanos' I.. Lukas Wolfinger (Sonderforschungsbereich "Konflikt- und Friedensrituale im Spätmittelalter"  Münster) sprach über „Himmlische Freunde und Verwandte - Zur Beziehung von Immanenz und Transzendenz“, d.h. über die „Gegenwart der Toten“, die als „reale“ Personen Verbindung mit den Lebenden halten. Vassiliki Tsamakda (Heidelberg) analysierte die „Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Patriarch im Skylitzes Matritensis“, und Michael Grünbart (Wien) beleuchte „Falsche Freundschaft – missbrauchte Rituale“ bei den Byzantinern u.a. ebenfalls anhand von Beispielen personaler Beziehungen, die im Skylitzes Matritensis dargestellt sind. Die Nachmittagssektion startete mit dem Vortrag von Niels Gaul (Oxford), „From social drama to ritualised communication? Perspectives on sieges and surrender in Byzantine historiography, twelfth to fourteenth centuries“. Während Lioba Theis (Wien) die Frage nach der „Gestik im Raum: Zu den Dimensionen grenzüberschreitender Beziehungssysteme“ stellte, widmete sich Klaus Oschema (Bern) unter dem Titel „Freundschaft zeigen. Manifestationen personaler Bindung im späten Mittelalter“. der symbolischen Kommunikation und der besonderen medialen Beschaffenheit von Bildlichkeit. Dies reicht vom Gebrauch von Nähegesten über die Praxis gleicher Kleidung („Partnerlook“) bis hin zum Idealmodell des gleichen Aussehens idealer Freunde. Elisabeth Vavra (Direktorin des Instituts für Realienkunde der ÖAW Krems) versuchte unter dem Titel „Gesten der Freundschaft - Gesten der Liebe“ in einer Verbindung von Aussagen literarischer Quellen und Bildquellen eine Annäherung an das methodische Problem, dass das vielschichtige Geflecht, in das Gesten eingebunden sind, vielschichtige Aussagemöglichkeiten erlaubt. Den Abschluß bildete der Beitrag von Alexandru Anca (Bamberg) über den „Heilenden Herrscher: Manuel I. Komnenos als Arzt“.
Michael Grünbart/ Friedrich Polleroß

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