Restnachlass von Otto Pächt dem Institut übergeben

Der gebürtige Wiener Otto Pächt (1902-1988) war einer der wenigen Gelehrten, der aus der Emigration an die Wiener Universität berufen wurde, wo er von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1972 unterrichtet hat. Er war weltweit als Spezialist für spätmittelalterliche Tafel- und Buchmalerei bekannt. In Wien leitete er u.a. die Herausgabe der Kataloge zu den illuminierten Handschriften und Inkunabeln der Österreichischen Nationalbibliothek. Zuletzt erschien in dieser Reihe der von Ulrike Jenni und Maria Theisen bearbeitete Band über die Prunkhandschriften der Hofwerkstatt König Wenzels IV. in der Österreichischen Nationalbibliothek.
Zur Unterstützung der Fortführung seiner Forschungsvorhaben vermachte Prof. Pächt einen Großteil seines wissenschaftlichen Nachlasses, vor allem Fotos und erhebliche Bestände seiner umfangreichen Bibliothek, der Kunsthistorischen Gesellschaft. Diese Materialien sind im sogenannten "Pächt-Archiv" am Institut für Kunstgeschichte öffentlich zugänglich und stehen den MitarbeiterInnen der Forschungsprojekte zur Buchmalerei zur Verfügung. Die von Pächt ebenfalls übergebenen Briefe und Manuskripte wurden 2012 in die neuen Metallkästen des Institutsarchives übertragen.
Aufgrund der Umstrukturierung ihres Haushaltes haben sich der Sohn des Professors, Mag. Michael Pächt und dessen Tochter Mag. Viola Pächt Dávila, ebenfalls eine Kunsthistorikerin, 2014 entschlossen, dem Institut auch weitere Bestände des wissenschaftlichen Nachlasses des bedeutenden Kunsthistorikers zu überlassen. Dieses Material wurde im Laufe des Jahre 2014 und im Jänner 2015 ans Institut transportiert und ist nun dort auch im „Pächt-Archiv“ bzw. im Institutsarchiv für die Forschung zugänglich. Der zuletzt erhaltene Karton ist besonders interessant für die Forschung, da er Pächts Exzerpte und Notizen zu Methodenfragen aus seiner englischen Zeit von den 1930er bis zu den 1950er Jahren enthält. Neben Exzerpten aus der Literatur (Goethe, Rilke) und der Kunsttheorie (Plinius, Leonardo) zeigt sich hier vor allem eine Beschäftigung mit den Lehrern und Mitschülern der „Wiener Schule“ wie Julius von Schlosser und Hans Sedlmayr, aber auch mit den methodisch abweichenden und sich mit der Psychologie beschäftigenden Wiener Emigranten Ernst Kris und Ernst Gombrich.
Der Rest der Privatbibliothek des Gelehrten verbleibt in Familienbesitz, kann aber dort nach Voranmeldung über das „Pächt-Archiv“ konsultiert werden.
Michael Pächt, der in Edinburgh Kunstgeschichte studiert hat, hat lange für den Prestel-Verlag in München gearbeitet und veröffentlichte auch die Schriften seines Vaters. Die Vorlesungen von Otto Pächt wurden in zahlreichen Sprachen publiziert , darunter auch in Japanisch, und erreichten Auflagen von einigen zehntausend Stück. In der Dezember-Ausgabe 2014 von „The Art Newspaper“ hat David Ekserdijan von der University of Leicester im Zusammenhang mit der Rembrandt-Ausstellung der National Gallery Pächts Rembrandt-Monographie als „Book of the Year“ empfohlen. Leider ist dieses Werk vergriffen, aber mehrere andere Bücher von Prof. Pächt sind noch lieferbar und können über das Pächt-Archiv erworben werden.
Am 9. Februar 2015 statteten Michael und Viola Pächt dem Institut einen Besuch ab, ließen sich den Nachlass ihres Vaters bzw. Großvaters in einem der Metallkästen des Archivs zeigen und wurden dann von Univ.-Prof. Dr. Michael Viktor Schwarz sowie einigen Mitarbeiterinnen des "Pächt-Archivs" in jenem Raum willkommen geheißen, wo der Bibliotheksnachlass von Otto Pächt aufgestellt ist.
Friedrich Polleroß   Fotos: Institut für Kunstgeschichte/René Steyer