Völkerkunstgeschichte. Foto-Ausstellung im Museum für Völkerkunde


Im Rahmen der 20. Konferenz der „European Association for South Asian Archaeology and Art“ unter dem Vorsitz von Prof. Deborah Klimburg-Salter wurde am 6. Juli 2010 im Museum für Völkerkunde die Ausstellung “Imperial Sightseeing” eröffnet. Kuratorin dieser Ausstellung war Mag. Regina Höfer, Assistentin und Mitarbeiterin im Forschungsbereich von Prof. Klimburg-Salter. Sie hat die Schau über die Indienreise von Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este gemeinsam mit ihren Studierenden vorbereitet. Regina Höfer wurde 1974 in Deutschland geboren und studierte u.a. Asiatische Kunstgeschichte und Tibetologie an den Universitäten Würzburg, London und Bonn. Nach der Diplomarbeit über die indo-tibetische Gottheit Yama erwarb Regina Höfer praktische Kenntnisse in der Asien-Abteilung des Victoria & Albert Museums in London sowie bei der UNESCO in Bonn. Erste berufliche Erfahungen sammelte die Kunsthistorikerin im Eiszeitalter-Museum in Neuwied sowie im Museum für Asiatische Kunst in Berlin. Vom März 2009 bis zum Sommer 2010 war Mag. Höfer, die sich in ihren zahlreichen Publikationen u.a. mit dem Weltkulturerbe und der Globalisierung in den Museen sowie mit zeitgenössischer tibetischer Kunst beschäftigt, an unserem Institut tätig. An der Ausstellungs- vorbereitung haben folgende Studierende unseres Institutes mitgewirkt: Maria-Katharina Bodenstein, Jürgen Buchinger, Anja Cervenka, Jenny Gebler, Nina Hanousek, Andreas Haubner, Verena Häusler, Alexandra Iby, Elfriede Linsbauer, Mila Moschik, Katharina Ott, Katrin Penold, Katharina Rumplmair, Edwina Loreen Sasse, Katharina Schirmer, Veronika Maria Seber, Dana Seitz, Sophie Stieber, Monica Strinu und Kristina Zulus.
Auf seiner Weltreise 1892/93 erkundete Erzherzog Franz Ferdinand unter anderem auch Indien und Sri Lanka. Berühmte Fotografen wie der Wiener Eduard Hodek jun. oder Lala Deen Dayal dokumentierten seine Erlebnisse zwischen Tigerjagd und Hofzeremoniell. Ungefähr 80 historische Fotografien sowie Miniaturen auf Elfenbein und Papier aus der enormen „Souvenirsammlung“ des Erzherzogs im Wiener Museum für Völkerkunde können nun im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden. Der 1914 ermordete Thronfolger Franz Ferdinand war ja bekanntlich nicht nur ein krankhafter Jäger, sondern auch ein ebenso zwanghafter Sammler. Kostete die erste Leidenschaft mindestens 272.511 Tieren das Leben, von denen vermutlich eines als serbischer Attentäter wiedergeboren wurde, so spülte der zweite Trieb des Thronfolgers immerhin zahlreiche Objekte in die damals kaiserlichen und heute staatlichen Museen. Das Museum für Völkerkunde verdankt etwa 14.000 ethnologische Stücke dem Erzherzog, da dessen Weltreise als wissenschaftliche Expedition gestaltet wurde, um den Hauptzweck – die Heilung einer Lungentuberkulose des Habsburgers – zu vertuschen. Tausende Jagdtrophäen und Kunstgegenstände aus der Privatsammlung des Erzherzogs haben sich auch in dessen Schlössern Artstetten und Konopiste erhalten.
Die Ausstellung kann bis 13. September sowie wieder vom 22. Oktober bis zum 9. Jänner 2011 im Museum für Völkerkunde besichtigt werden. Die begleitende Publikation ist auch über das Internet zugänglich.



Friedrich Polleroß
Fotos: Kunsthistorisches Museum/ Museum für Völkerkunde