Forschungsprojekt: "Osmanisches Makedonien - Zentrum oder Peripherie?"

Seit 1.8.2014 ist am Institut ein für drei Jahre vom FWF finanziertes Forschungsprojekt angesiedelt, das die islamische Architekturgeschichte Südosteuropas untersucht. Projektbearbeiter ist Dr. Maximilian Hartmuth, zuvor seit 2012 als Postdoc-Universitätsassistent am Institut; Projektleiter ist Universitätsprofessor Dr. Markus Ritter, Lehrstuhl für Islamische Kunstgeschichte. Das Projekt trägt dazu bei, das Institut und die Universität Wien in Forschung und Lehre zu einem thematisch breit aufgestellten Standort jenes Bereichs der Kunstgeschichte zu machen, der sich mit visueller und materieller Kultur muslimischer Gemeinschaften befasst.
Ziele des Projekts „Islamic Architecture in Ottoman Macedonia, 1383-1520: Centre and Periphery?“ sind die wissenschaftliche Erfassung und eine kritische form- und funktionsgeschichtliche Untersuchung wenig bekannter Baudenkmäler in Nordgriechenland und in der post-jugoslawischen Republik Makedonien. Die wichtige Rolle der Stadt Skopje (türkisch: Üsküp) als regionales Kunstzentrum im damaligen christlich-muslimischen Grenzbereich wird vergleichend herausgearbeitet. Eine systematische Analyse historischer und materieller Quellen soll die ursprüngliche Gestalt von Bauten erschließen.
Die Ergebnisse des Projekts werden nicht nur aus lokal- und regionalhistorischer Sicht bedeutsam sein. Sie können auch eine Forschungslücke in der Entwicklungsgeschichte der osmanischen Architektur, der Geschichte der Kunst muslimischer Gemeinschaften in Europa und der Kunstgeschichte Osteuropas schließen. Die osmanischen Beiträge zum multikulturellen Erbe des Balkans werden selten gewürdigt, sind aber kunsthistorisch ein wichtiger Faktor, den das Projekt herausarbeiten soll. Kritisch vergleichende Forschung zu osmanischer Architektur in den verschiedenen Ländern der Balkanregion stößt auf Schwierigkeiten einer vielsprachigen Forschungsliteratur und eines wenig entwickelten internationalen Austauschs. Zugleich liegt der Fokus osmanischer Architekturgeschichte herkömmlich eher auf den Bauprojekten späterer Zeit in der Hauptstadt Istanbul.
Untersucht werden im Rahmen des Projekts Moscheen, Wirtschaftsbauten wie Karawansereien und Tuchhallen, Verkehrsbauten wie Brücken und Aquädukte, sowie Wehrbauten und eine Gruppe frühosmanischer Bauten, deren Funktion bislang unklar ist. Das Projekt erschließt diese Werke und bezieht sie in laufende Diskussionen der Forschung ein. Hartmuth ist überzeugt, dass die Qualität vieler Bauten, wie sie die Bilder hier andeuten, und die Möglichkeiten, ihre Entstehung historisch transparent zu machen, auf reges Interesse beim Fachpublikum stoßen wird.

Moschee des Militärgouverneurs Mehmed Beğ in Serres/Nord-Griechenland, Portikus mit fünf Jochen, um 1490.

Die Polychromie der Baumaterialien ist typisch für die Zeit Sultan Bayezids II.